Die 15. WGAC und die 3. WAGAC fanden vom 09. bis 18. August 2012 im slowakischen Dubnica nad Váhom statt.
Aus der Schweiz nahmen Béatrice Echter und Martin Götz an der Advanced WM teil. Für ein komplettes Team reichte es leider nicht.
Hier mein fortlaufender Bericht aus Sicht des Präsidenten der Internationalen Jury:
Sonntag 05. August:
Um 1400 Uhr kam ich vom Flughafen Wien kommend am Flugplatz an. Die Anfahrt auf der Autobahn über Bratislava war problemlos und der Flugplatz ist von der Autobahn über die Landstrasse und einigen Ortsdurchfahrten nach wenigen Minuten erreicht.
Der Flugbetrieb läuft im Moment noch ohne jegliche Hektik. Die einzigen, die heute trainieren, sind neben den Schweizern die Italiener, Franzosen und Tschechen.
Geschleppt wird mit Z-137T, evtl. besser bekannt als „Turbo Čmelak“. Das Ding ist ein riesiger Agrarflieger, bei dem der ursprüngliche 300 PS Sternmotor durch eine Propellerturbine mit 520 PS ersetzt wurde. Einen Schönheitspreis kann dieses Kraftpaket gewiss nicht gewinnen, aber die Steigrate ist enorm und nur mit der der YAK 55 vergleichbar, die wir bei der WM 2005 in Russland hatten. Selbst der Schänner Turbo Bravo ist lahm im Vergleich. Jedenfalls ist man nach höchstens vier Minuten über der Box und Zeit zum Nachdenken bleibt keine.
Die Hitze setzt allen sichtlich zu und Martin, der partout noch einen fünften Start machen wollte, zeigt beim letzten Flug unübersehbare Schwächen.
Der Hangar ist offenbar gross genug für alle Flugzeuge und zwei Mitglieder der örtlichen Fliegergruppe leiten das Einhallen ruhig und mit Humor.
Nach dem Abendessen im Flugplatzrestaurant, das mit einer exzellente Küche und einem bemerkenswert reichhaltigen Menü aufwartet, sind alle mehr oder weniger geschafft. Und da es hier auf 18 Grad Ost schon eine Stunde früher dunkel wird, verziehen sich nahezu alle schon gegen 2100 Uhr in ihre Unterkünfte.
Die beiden Schweizer haben sich im Hotel in Nova Dubnica einquartiert, etwa 12 Autominuten vom Flugplatz. Jury und Punktrichter wohnen etwas weiter weg in Trenčianske Teplice, einem kleinen Kurort. Das dortige Kurhotel ist ein Palast, aber anscheinend völlig leer. Beim Frühstück sieht man dort jedenfalls nur das französische Team. Obwohl der Ort idyllisch gelegen ist und das Hotel super Komfort bietet, scheinen sich kaum Touristen dahin zu verirren.
Montag, 06. August:
Um 0730 Abfahrt vom Hotel. Nach 25 Minuten im nicht allzu dichten Berufsverkehr sind wir am Flugplatz.
0800 Briefing duch den Contest Director, Vladimir Machula.
Vladimir ist ein junger, aber schon sehr erfahrener Mann, der bereits im vorigen Jahr die Motorkunstflug Advanced EM geleitet hat.
Die meisten Teams sind am Vorabend oder während der Nacht angekommen, so dass heute der Grossteil der Teilnehmer am Training teilnehmen wird. Jeder trägt sich in die Startliste ein und schon kurz nach 0900 Uhr rollt die Turbine zum ersten Start.
Es ist enorm heiss geworden. Am Nachmittag erreicht die Temperatur maximal 37°. Die Trainingsflüge gehen trotzdem weiter, nur versucht jeder sich so gut es geht vor der Sonne und der Hitze zu schützen.
Am Abend stehen viele Flugzeuge kreuz und quer im Hangar und die Kollegen vom örtlichen Verein müssen alles wieder ausräumen, um alle Flugzeuge hinein zu bekommen. Drei Stunden, bis Einbruch der Dunkelheit sind sie am „Schachteln“. Fazit: Morgen soll jeder sein Flugzeug vor dem Hangar hinstellen und das Einräumen den Experten überlassen!
Chief Judge Pik ist inzwischen auch angekommen und wurde gebührend empfangen.
Dienstag, 07. August:
In der Nacht zog eine schwache Kaltfront durch und brachte einige Abkühlung. Am Morgen ist die Basis noch bei etwa 850 m Grund soll aber bald ansteigen. Erster Start ist für 1000 Uhr geplant.
Am Nachmittag soll das Meeting des Glider Subcommittee steigen. Ich erwarte heisse Diskussionen um die Zukunft der Advanced. Die Tschechen möchten die Advanced zu einer „Sideshow“ der Unlimited-WM degradieren, da sie offenbar glauben, die Advanced würde auf Dauer die Unlimited verdrängen. Die selben Argumente gab es schon vor vierzehn Jahren, als im Motorkunstflug die Advanced eingeführt wurde und noch voriges Jahr versuchten die Russen erneut, das Gleiche im Motorkunstflug durchzusetzen. Schauen wir mal, wie das ausgeht…
Die Ankunft des polnischen Teams mit den Höhenmessgeräten wird sehnlich erwartet. Training ohne die bei der Meisterschaft eingesetzten „Höhenpiepser“ ist eben nur die Hälfte wert. Inzwischen sind die Polen da und bereiten den Einsatz ihres PHMD (Poznan Height Measuring Device) vor.
Gegen 1130 Uhr hat sich die Basis so weit angehoben, dass die Trainingsflüge beginnen können. Der Wind kommt jetzt aus Nordwest, nachdem er die letzten Tage immer aus Süd bis Südwest geblasen hatte. Deshalb wurde die Boxrichtung auf 320° gedreht.
Gegen 2030 Uhr ist Sunset und insgesamt 86 Trainingsflüge sind über die Bühne gegangen. Eine starke Leistung der Schlepppiloten die mit zwei Flugzeugen im rollenden Einsatz waren.
Das Subcommittee lehnte den Tschechischen Vorschlag zur Advanced ab, beschloss aber mit knapper Mehrheit, die Medaillenränge der Overall-Wertung in der Advanced für die folgende Meisterschaft nicht mehr in der Advanced starten zu lassen. Ich sehe zwar nicht ein, warum man in unserem Sport irgendwelchen Zwang ausüben soll, aber wenn es die Mehrheit so will…
Ebenso wurde beschlossen, den Swift künftig nicht mehr in der ADV zuzulassen. Was das hinsichtlich dem Wunsch, mehr Piloten in die Unlimited zu bringen, nützen soll, ist mir auch nicht verständlich. Aber schaun‘ wir mal…
Mittwoch, 08. August:
Ich gehe jetzt in Philippes Judging Seminar, in dem er seine Punktrichter wenigstens theoretisch auf den neuesten Stand bringen will. Heute Nachmittag steigt dann der praktische Teil, für den insgesamt sechs Piloten verschiedene Programme vorfliegen werden, um den Punktrichtern Gelegenheit zu geben, sich auf die „scharfen“ Flüge in der Meisterschaft vorzubereiten.
Die Traingsflüge sind fertig und um 1800 Uhr hatten wir das Eröffnungsbriefing. Es sind jetzt 38 Piloten in der Advanced und 27 in der Unlimited, nachdem zwei der Tschechen wegen Verletzung ausgefallen sind.
Unmittelbar nach dem Briefing war die Premiere des neuen Systems für die Unbekannten Programme. Es galt je sieben Figuren vorzuschlagen für die ersten Unbekannten der ADV und UNL sowie die Unbekannten Küren der beiden Klassen.
Bei der Neufassung des Reglements hatten wir die maximalen K-Faktoren der Figuren unverändert gelassen und das hatte verhängnisvolle Folgen: Wenn jeder versucht, Figuren mit dem maximalen K vorzuschlagen, kommt natürlich eine viel zu hohe Summe am Ende heraus. Auch das Mitdenken, dass man ja aus den sieben Figuren ein Programm bauen muss, welches auch irgendwie fliegbar sein soll, ist noch sehr unterentwickelt. Hier braucht es einen schmerzhaften Lernprozess, den die Motorkunstflieger längst hinter sich haben.
Donnerstag, 09. August:
Das Briefing war heute erst um 0900 Uhr, weil wir gestern eine Nachtsitzung hatten mit der Figurenauswahl. Die Aufregung darüber, wie man aus dem Verhau von Figurenvorschlägen ein brauchbares Programm basteln soll, hat sich noch nicht ganz gelegt.
Nach etwas zähem Start (Checken der Linienrichterpositionen, Windmessflug, Ecken abfliegen, Punktrichter auf ihre Plätze bringen etc.) ging der Warmup Flug für die Bekannte der ADV gegen 1100 Uhr in die Luft und seit etwa 1120 fliegt die ADV.
Gerade gab’s wieder eine Unterbrechung, weil die Linienrichter anscheinend doch nicht kapiert haben, worum es geht. Ja, die leidige Sprachbarriere! Die Spitze der Organisation spricht zwar sehr gut Englisch, aber bei den „Fusstruppen“ hapert’s halt.
Eben kommt die Nachricht, dass alles wieder im Lot ist und ich höre bereits den nächsten Start.
Gegen 1800 Uhr ist die Bekannte der ADV gelaufen. Martin hatte einen recht guten, aber nicht optimalen Flug. Bei Béatrice lief es gar nicht gut. Sie verlor nach der Rückenkurve den Faden und flog etliche Figuren in die falsche Richtung. Sh… happens!
Die Eröffnungsfeier began um 2000 Uhr auf dem Hangarvorfeld und eine Schauerzelle war so freundlich und wartete, bis wir fertig waren. Die Ansprachen waren erfreulich kurz und nach dem Abspielen der FAI-Hymne wurde das Buffet freigegeben.
Freitag, 10. August:
Die Vorschläge für die erste Unbekannte sind inzwischen ausgewertet und die ausgewählten Programme werden gerade publiziert.Wie zu erwarten, mussten wir den Grossteil der Vorschläge verwerfen, da sie nicht regelkonform waren. Am Ende blieben nur je zwei Programme für ADV und UNL zur Wahl.
Jetzt gibt es grosses Gejammer, dass die Programme nicht harmonisch zu fliegen wären. Unsere Matadore hätten sich das wohl besser überlegt, bevor sie den Müll von Figuren eingegeben haben. Wir, d.h. die Jury, haben unsere Piloten bislang verwöhnt, indem wir ihnen schön harmonische Programme mundgerecht geliefert haben. Jetzt müssen sie sich die selber stricken und merken plötzlich, wie schwer das wirklich ist.
Die Wolkenbasis verzögerte den Start der Bekannten UNL bis kurz vor 1100 Uhr. Um 1300 Uhr sind 14 Piloten geflogen und die Judges bekommen ihr verdientes Lunch. Weil der Wind inzwischen gedreht hat, muss auch die Box gedreht werden und wir machen das während dem Lunch Break, um keine Zeit zu verlieren.
Kurz vor 1600 Uhr landete der letzte Pilot der UNL nach seiner Bekannten. Jetzt haben wir einen unnötigen Unterbruch, weil das Scoring Office die Folders der Punktrichter für die Kür nicht fertig hat. Sobald das geregelt ist, soll die ADV mit den Küren beginnen. Pik jedenfalls ist grimmig entschlossen, so lang zu fliegen, wie es geht.
Um 1635 ging der erste Start der ADV Free raus und bei der Schlagzahl, die Pik vorlegt, müssten wir noch etwa 25 Teilnehmer durch bekommen.
Béatrice flog als Vorletzte. Heute gab es wenigstens keine HZ… Um 1950 Uhr hatten wir 23 Starter durch. Morgen soll das Wetter nicht so gut werden. Aber schauen wir mal.
Samstag, 11. August:
Es regnet und zwar den ganzen Tag. Nachdem das Briefing drei mal verschoben wurde, kam um 1600 Uhr die Neutralisation.
Wie üblich, schien am Abend, als wir zum Essen nach Trenčin fuhren, wieder die Sonne.
Sonntag, 12. August:
Zum Briefing um 0800 Uhr haben wir noch Nebel. Der soll zwar rasch wegbrennen, aber ich befürchte, dass wir danach erst mal warten müssen, bis die Cu Basis ansteigt. Jedenfalls wird heute zuerst die ADV die letzten 15 Flüge ihrer Kür fliegen. Dann wollen wir, soweit möglich, die Küren der Unlimited durch bekommen.
Nach dem Briefing zogen wir die Auswahl der Figuren für die zweite Unbekannte der Unlimited durch. Unsere Piloten resp. Team Manager haben ihre Lektion anscheinend gelernt. Jedenfalls stimmt die K-Summe der Figurenauswahl und sie sieht so aus, dass man wohl ohne grosse Probleme ein fliegbares Programm daraus bauen kann.
Es ist jetzt gleich 1400 Uhr und die Wolken haben sich inzwischen genug angehoben, dass wir mit den restlichen Piloten der ADV die Kür fliegen können. Martin hat heute die allerletzte Startnummer (38). Sobald die ADV durch ist, werden wir mit den Küren der UNL anfangen und wohl bis Sunset fliegen.
Um 1600 Uhr ist die Figurenauswahl für die zweite Unbekannte der ADV angesetzt. Auch diese Veranstaltung geht völlig reibungslos über die Bühne. Offenbar haben alle Beteiligten bereits gelernt worum es geht.
Wir haben jetzt 1930 Uhr und Pik legt ein Höllentempo vor, um mit den Küren der UNL noch vor Sunset fertig zu werden. So wie es jetzt läuft, können wir morgen früh mit der ersten Unbekannten der ADV loslegen und die Wetteraussichten sind auch generell gut für die nächsten Tage.
Ganz zum Schluss wurde es nochmal spannend: Ein Heissluftballon driftet genau auf die Box zu. Als der vorletzte Pilot des Tages ausklinkt, ist er noch an der Boxecke, aber dann schlägt er einen Haken und treibt genau auf das Mittelkreuz zu. Der Pilot wackelt an und beginnt seine Kür. Mit beachtlicher Nervenstärke fliegt er die letzten Figuren seiner Kür regelrecht um den Ballon herum. Hinterher erklärte er, er habe nicht abbrechen wollen, was er dem Reglement nach hätte tun dürfen, weil es gerade so gut lief und er den Flug nicht am Vormittag wiederholen wollte.
Für den Ballonpiloten hatte die Geschichte ein böses Nachspiel: Als der Flugplatzchef nach der Landung seine Papiere sehen wollte, stellte sich heraus, dass seine Lizenz abgelaufen war, der Ballon nicht für die Mitnahme von Passagieren zugelassen war, er kein funktionierendes Funkgerät dabei hatte und sich eine Person zu viel im Korb befunden hatte. Mit einem Wort: Sträflicher Leichtsinn!
Montag, 13. August:
Allmählich wird es zur Routine: Briefing 0800 Uhr, Startaufbau, Punktrichter auf ihre Plätze, Windmessung, Warmup Flug und dann kann es eigentlich losgehen. Nur meinte heute der Warmup Pilot, dass der Wind nicht stimmen würde, weil es ihn aus der Box geblasen hatte. O.K. nochmal die arme Cessna rauf geschickt zum Wind erfliegen und wie nicht anders zu erwarten, natürlich das gleiche Ergebnis. So ging es dann eben doch mit Verzögerung los.
Seit 1045 Uhr fliegt die ADV ihre erste Unbekannte. Das Gezeter von wegen „nicht fliegbar“ etc. ist schnell verstummt. Nur wer partout nicht glauben will, dass man gegen knapp 30 km/h Gegenwind vorfliegen muss, denn bläst es eben an der Leeseite aus der Box. Und gerade die Figuren, die auf dem Papier so harmlos aussahen, bringen so manchen in die Bredouille.
Martin startete als Letzter vor der Mittagspause. Oben angekommen klinkte er aber nicht, sondern liess sich nochmal um die Box schleppen. Wir hatten schon Sorge, dass er ein Problem mit der Klinke haben könnte. Aber dann klinkte er doch, stürzte sich jedoch sofort zu Boden. Nach der Landung zeigte er uns die Wassertropfen auf dem Fox und uns wurde klar, dass Regen in der Box der Grund für den Abbruch war.
Über Mittag bekam ich die endgültige Wertung des Kürdurchgangs der Advanced vorgelegt und siehe da, die Schweiz hat eine Medaille! Martin hat es geschafft, sich auf den dritten Rang zu setzen und ist damit Gewinner der Bronzemedaille in der Kür.
Inzwischen ist Mittagspause für die Judges und die Punktrichterposition im Nordwesten muss aufgebaut werden, weil sonst die Judges in die Sonne schauen würden. Pik hat noch eine Video-Session anberaumt, um ein paar strittige HZs abzuklären. Um 1500 Uhr soll’s wieder weiter gehen. Sobald die ADV durch ist, geht es mit der ersten Unbekannten der UNL weiter.
Kurz vor 1730 Uhr kam alles zu einem abrupten Halt: Der Flug des Warmup Piloten der UNL zeigte unmissverständlich, dass das Programm nicht nur extrem anspruchsvoll ist, sondern auch höhenmässig kaum sicher zu bewältigen ist. Verständlicherweise weigerte sich der Grossteil der Piloten, das Programm in dieser Form zu fliegen. Die Lösung fand sich sehr rasch in einer Besprechung mit den Teamchefs der UNL. Die überwältigende Mehrheit verlangte, eine bestimmte Figur aus Sicherheitsgründen zu streichen. So wird jetzt die ursprünglich von den Deutschen vorgeschlagene Figur mit Zustimmung des deutschen Teamchefs nicht geflogen und damit das Programm etwas entschärft.
Dienstag, 14. August:
Wir warten darauf, dass die Basis ansteigt. 1000 Uhr startete die Cessna wieder, um den Wind und die Basis zu checken.
Nachdem wir gestern Abend wegen der Aufregung um die Unbekannte der UNL den Betrieb einstellten, soll heute Vormittag die UNL ihre geänderte Unbekannte fliegen. Das Programm ist immer noch reichlich „haarig“ und ich kann nur auf die Vernunft der Piloten hoffen, dass sie abbrechen bevor es kriminell wird.
Heute 0800 Uhr war Termin für die Vorschläge der Teams für die zweiten Unbekannten ADV und UNL. Bin mal gespannt, was da rauskommt…
Inzwischen haben wir die Programmvorschläge ausgewählt und die zweiten Unbekannten werden demnächst publiziert. Alles bestens! Die Wahl fiel uns schwer, denn die vorgeschlagenen Programme waren überwiegend sicher und gut fliegbar.
Die erste Unbekannte der UNL ist fertig und damit haben wir eine gültige WM im Kasten. Es zeigte sich, dass praktisch alle Piloten mit dem verkürzten Programm in ca. 400 m fertig waren. Unnötige Aufregung? Ich würde sagen, nein, Safety First!
Die erste Gruppe der ADV flog ihre Free Unknown. Einige Teams haben sich das Leben unnötig schwer gemacht. Martin musste auch feststellen, dass die Rückenwindpassage am Schluss des Schweizer Programms doch arg lang wird, wenn man wirklich Wind hat. Hoffentlich hat er dabei nicht allzu viele „OLC-Punkte“ gesammelt…
Mittwoch, 15. August:
Heute kamen die restlichen beiden Gruppen der Advanced dran mit ihren Unbekannten Küren. Einige Piloten der dritten Gruppe haben sich regelrecht verflogen. Béatrice hatte damit weniger Probleme und brachte einen für ihre Verhältnisse ordentlichen Flug zusammen, obwohl sie als erste der Gruppe drei starten musste.
Am Nachmittag folgte die Unlimited mit ihrer Free Unknown und auch da brachte das Programm einige Verschiebungen der Rangfolge.
Meine Arbeit bestand hauptsächlich darin, Beschwerden und Proteste zu bearbeiten. Leider gibt es immer noch Piloten, die glauben, die Jury wäre dazu da, die Wertungen der Punktrichter zu revidieren. Insofern war es nicht allzu schwierig, die Bescheide zu formulieren. Eigentlich hätte ich einfach schreiben sollen RTFB (read the f… book). Denn wer das Regelbuch gelesen hat, kann sein Geld für den Protest sparen.
Die Figurenauswahl für die dritte Unbekannte Pflicht in den beiden Klassen ging ebenfalls reibungslos von statten. Aus meiner Sicht hat sich das neue System für die Unbekannten eingespielt und sollte so beibehalten werden, auch wenn sich etliche nach den alten Zeiten zurück sehnen, wo die Jury ihnen die Arbeit abnahm.
Am Abend zogen wir noch die Gruppe drei der Advanced mit der zweiten Unbekannten Pflicht durch. Béatrice hatte einen recht guten Flug und war glücklich, dass sie das Programm schön in der Box unterbrachte.
Donnerstag, 16. August:
Die zweite Unbekannte der Advanced ist fertig und auch Martin flog ziemlich gut. Insgesamt war das Programm nicht sehr anspruchsvoll und alle hatten am Schluss noch jede Menge Höhe.
Jetzt ist erst mal Mittagspause, Das Wetter ist wieder schön warm geworden, nachdem wir die letzten Tage zwar gute Flugbedingungen hatten, aber der Nordwind doch, vor allem morgens und abends, unangenehm kühl war.
Um 1500 Uhr haben wir mit der zweiten Unbekannten Pflicht der Unlimited begonnen und werden die wohl in knapp drei Stunden fertig bekommen. Gerade liess ich die dritte Unbekannte der UNL publizieren und wir werden dann morgen Früh mit der UNL beginnen, weil die Vorschläge für die dritte Unbekannte der ADV erst heute Abend fällig sind und wir den Piloten etwas Zeit gönnen wollen.
Freitag, 17. August:
Gestern Abend mussten wir die bereits veröffentlichte dritte Unbekannte der UNL aus Sicherheitsgründen abändern (Sreichung der letzten Figur wg. Höhe). Deshalb fliegt jetzt doch die ADV zuerst, weil sonst die 12 Stunden-Frist für UNL nicht eingehalten wäre. Die Reihenfolge in beiden Klassen ist beim letzten Programm immer Gruppen drei, zwei, eins, um das Ganze etwas spannender zu machen.
Dies wird die erste WM seit 2003 sein, bei der wir alle Programme fliegen konnten.
Gerade erfahre ich, dass Martin anscheinend eine Umkehrfigur ausgelassen hat und danach einige Figuren verkehrt herum geflogen ist. Das wird ihn wohl die angestrebte Platzierung im Mittelfeld kosten.
Nach der Mittagspause geht es um 1600 Uhr mit der dritten Unbekannten der UNL weiter. Es gibt ein Problem mit der Wolkenbasis und die Sicht beginnt diesig zu werden. Um sicher zu gehen, dass der Durchgang gültig ist, lassen wir zuerst die erste Gruppe fliegen.
Die erste und die zweite Gruppe der UNL sind durch, doch bevor der erste Pilot der dritten Gruppe starten kann, kommt der Abbruch. Die Punktrichter können in dem dicker werdenden Dunst die Figuren nicht mehr zuverlässig bewerten und Pik veranlasst das Ende des Wettbewerbs.
Morgen Vormittag soll evtl. ein kleiner Freestyle-Wettbewerb stattfinden, sofern sich genug Piloten dafür interessieren. Am Nachmittag gibt es dann noch eine kleine Airshow und für 1700 Uhr ist die Schlussfeier angesetzt.
Siegerehrung Kür – Martin Götz, Bronze
Sonntag, 19. August:
Ich sitze am Airport in Wien und warte auf den Flug nach Zürich. Die 15. WM der UNL und die 3. WM der ADV sind Geschichte. Gestern gegen 1800 Uhr sprach CIVA-Vizepräsident L.G. Arvidsson die Worte „I declare the World Championships closed.“
Ein kurzes Fazit:
Die Ergebnisse sind kein Zufall. Bei sechs Programmen kann nur der wirklich Beste siegen.
In der ADV waren die Italiener genau so drückend überlegen wie voriges Jahr die Franzosen. Alle drei Overall-Medaillen und das Team Gold gingen nach Italien. Die Deutschen hatten mit Silber ein gutes Team Ergebnis, wenn auch die Einzelleistungen eher durchschnittlich waren. Die Polen haben bestimmt das beste Nachwuchs Team und ich erwarte von ihnen noch eine erhebliche Steigerung.
Nachdem sich Martin in der dritten Unbekannten einen bösen Ausrutscher erlaubte, fiel er noch auf Rang 31 zurück, schade! Für die Schweizer bedeutet das wohl, dass der Trainingsaufwand der Anderen bei uns weder zeitlich noch finanziell darstellbar ist.
In der UNL siegte der junge Pole Maciej Pospieszynski mehr als verdient. Wenn man aber weiss, dass er für sein Training mehrere tausend EUR Kredit aufnehmen musste, stellt sich die Frage, ob der Sieg den Aufwand wert ist. Für einen Schweizer kann die Antwort nur NEIN lauten. Einen vergleichbaren Trainingsaufwand könnte hier nur ein Millionär treiben.
Die Deutschen hatten jedenfalls die stärkste Mannschaft, nur schade, dass es in der UNL keine Teamwertung gab, weil die Mindestanzahl von vier kompletten Teams nicht zustande kam. Das Tschechische Team war auseinander gefallen, nachdem sich zwei ihrer Spitzenpiloten bei Bagatellunfällen verletzt hatten. Auffallend ist aber, dass die Spitze des deutschen Teams ausschliesslich aus bewährten, alterfahrenen „Schlachtrössern“ besteht.
Stellt sich die Frage nach der Zukunft:
Die ADV wird sich wohl weiter entwickeln müssen. Ich meine, die fliegerischen Anforderungen sind für Weltmeisterschaftsniveau zu gering. Als Ausweg bietet sich an, weitere, anspruchsvollere Figuren zu fordern. Ebenso steht der Vorschlag im Raum, den Swift nicht mehr in der ADV zuzulassen. Auch das würde das fliegerische Anspruchsniveau anheben, da die Piloten mit den Handicaps des Fox oder der SZD-59 fertig werden müssen. Von der Idee, die Overall-Medaillengewinner der ADV nicht mehr bei der nächsten WAGAC starten zu lassen, halte ich nichts. Damit reduzieren wir die Anzahl der möglichen Teilnehmer in der ADV, ohne sicher sein zu können, dass künftig auch nur ein Pilot mehr in der UNL antreten wird.
Der gebotene Flugstil, vor allem in der ADV, war erfreulicherweise wieder deutlich moderater als voriges Jahr. Hier hatten anscheinend Philippes Ermahnungen an die Punktrichter gefruchtet, die Brachialfliegerei nicht mit hohen Noten zu ermutigen.
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