LF-107 Luňák

Der Tschechische Luňák („Lunjak“ ausgesprochen) ist ein Zeitgenosse der Schweizer WLM 1 und weist ganz erstaunliche Ähnlichkeiten mit der WLM 1 auf. Das Flugzeug wurde wie die WLM 1 für das Training von angehenden Militärpiloten konzipiert. Daher das geräumige Cockpit und die „Fighter“-gemässe Schiebehaube.
Die Gesamtauslegung des Luňák mit Hauptaugenmerk auf die Kunstflugtauglichkeit, die Abmessungen und Gewichte, der relativ dünne Flügel mit Spalt-Wölbklappen und überlagerten Spalt-Querrudern stimmen fast durchweg mit der WLM 1 überein. Selbst das verwendete NACA-Flügelprofil ist nahezu das gleiche.
Die manchmal aufgestellte Behauptung, der Luňák sei eine Kopie der WLM 1, ist aus heutiger Sicht schwer zu beurteilen. Beide Flugzeuge entstanden zu etwa der selben Zeit nach nahezu identischen Forderungen. Es gibt aber Belege, dass die Konstrukteure des Luňák nach 1945 Kontakte in die Schweiz hatten. Es ist somit nicht auszuschliessen, dass ein gewisser Austausch zwischen den Konstrukteuren der beiden Muster stattgefunden haben könnte. Nach einer Vorführung des Luňák 1948 in Grenchen soll sogar das Schweizer Militär geprüft haben, ob eine Beschaffung von Luňáks aus der CSSR evtl. kostengünstiger wäre als ein Serienbau der WLM 1 in der Schweiz. Schliesslich kam weder das Eine noch das Andere jemals zustande.
Der Luňák ist eine Holzkonstruktion mit Beschlägen aus Leichtmetall. Mit Ausnahme der Ruder und Wölbklappen ist das Flugzeug vollständig sperrholzbeplankt. Die Höchstgeschwindigkeit war ursprünglich mit 550 km/h angegegeben, ist aber heute generell auf 220 km/h begrenzt.
Vom Luňák wurden in den Jahren bis 1951 im Auftrag des Tschechoslowakischen Militärs inklusive der Prototypen etwa 80 Exemplare gebaut.

Insgesamt sollen noch mindestens zehn Luňák erhalten sein. Davon sind in Westeuropa derzeit 8 registriert.
Zwei davon gibt es in Deutschland: Einer ist auf dem Flugplatz Rossfeld bei Reutlingen beheimatet. Der OK-0833 wurde von einer Gruppe Oldtimer-Enthusiasten liebevoll bis ins Detail restauriert und wird noch regelmässig geflogen. Der zweite Luňák gehört Wolfgang Seitz und ist auch in flugfähigem Zustand.
Auch in der Schweiz gab es einen Luňák, der Dietmar Poll gehörte. Soweit mir bekannt, ist dieses Flugzeug inzwischen aber in Oesterreich stationiert.

Die Luňáks ausserhalb Tschechiens flogen bislang mit einem Lufttüchtigkeitszeugnis der British Gliding Association. Mit Inkrafttreten der EASA Zulassungsvorschriften wurde dieses jedoch ungültig und die Flugzeuge waren gegroundet. Inzwischen wurde der Luňák in den Annex II übernommen und darf jetzt als Oldtimer wieder fliegen.

Dass man mit einem fast 60 Jahre alten Kunstflugsegler auch heute noch bei einer Meisterschaft ganz vorne mithalten kann, bewies 2008 der Brite Graham Saw. Er belegte mit seinem Luňák bei den international ausgeschriebenen Deutschen Meisterschaften in der Aufsteigerklasse (heute „Advanced“) den vierten Rang mit nur hauchdünnem Abstand auf den 3. Sieger. Und das bei einem Teilnehmerfeld von 25 Piloten und 6 geflogenen Programmen.

An der ersten Weltmeisterschaft der neuen Advanced Klasse, 2010 in Finnland, kam Saw mit seinem Luňák immerhin noch auf Rang 17 von 29 Teilnehmern.

Technische Daten

Spannweite14,27 m
Flügelfläche13,38 m²
FlügelprofilNACA 23012
Länge6,78 m
Leermasse205 kg
Flugmasse310 kg
Höchstgeschwindigkeit VNE220 km/h
Gleitzahl24 bei 80 km/h
geringstes Sinken0.85 m/s bei 65 km/h

Quellen:
Aufsatz von Kurt Stapfer in „OCS-Times“, Schänis 2017

Stand, 12-2017