Dienstag, 11. September:
Seit heute Vormittag wird geflogen. Martin Götz und Christoph Meier haben den Fox schon am Start, als ich kurz nach Mittag in Bex ankomme. Auch Daniela Nowak ist mit dem B4 aus Bellechasse schon vor Ort.
Um 1300 Uhr gibt es Mittagessen. Wenn das Essen, das Meisterkoch Jacky auf den Tisch zaubert, ein Masststab ist, kann es nur eine super Meisterschaft werden!
Nachmittags kann ich auch einen Start machen. Der Schlepp mit der Maule geht tiptop und die Ausklinkhöhe ist erfreulich rasch erreicht. Leider ist die Box noch nicht ausgelegt, aber die markanten Punkte sind gut auszumachen. Die Orientierung der Box parallel zur Autobahn hilft ebenfalls.
Am späten Nachmittag zeigen sich im Nordwesten die Vorboten der nahenden Kaltfront und da hier im Hangar mit dem besten Willen kein Platz ist, bauen wir Fox und B4 ab und verstauen sie im Anhänger.
Das Abendessen ist noch eine Steigerung gegenüber Mittag und so geniessen wir den Abend mit den Kollegen von der Segelfluggruppe Les Martinets.
Mittwoch, 12. September:
Die Kaltfront zog in der zweiten Nachthälfte durch und jetzt schüttet es wie aus Kübeln. Da können wir nur hoffen, dass der Norweststau irgendwann aufhört und wir morgen vielleicht fliegen können. Auch ans Auslegen der Box ist im Moment nicht zu denken.
Im Laufe des Nachmittags trafen die anderen Teilnehmer ein und wir sind jetzt insgesamt zehn; fünf Advanced und fünf Espoirs Piloten. Seit Jahren hatten wir in der Espoirs nicht mehr so viele junge Pilotinnen und Piloten!
Da nicht genügend Unlimited Piloten gemeldet sind, wird wie schon voriges Jahr, nur eine Advanced-Meisterschaft ausgetragen.
Auf Einladung von Philippe ist aus Tschechien Vladimir Machula angereist, der Contest Director der letzten Weltmeisterschaften in der Slowakei. Vladimir brachte ein Online-Scoring System mit, das den üblichen Papierkrieg weitgehend überflüsssig machen soll.
Um 1900 Uhr fand das obligate Eröffnungsbriefing statt. Für diejenigen, welche zum ersten Mal an einer SM mitfliegen gibt es wichtige Informationen; für die alten Hasen aber keine Neuigkeiten.
Donnerstag, 13. September:
Es hat erfreulich rasch aufgehört zu regnen und alle, welche noch keinen Flug hatten, konnten schon am Vormittag ihren „Besichtigungsflug“ absolvieren.
Die Box ist inzwischen ausgelegt und auch die Linienrichter sind eingewiesen und ihre Positionen korrekt vermessen.
Um die Startreihenfolge flüssig zu halten, fliegen Advanced und Espoirs zusammen und abwechselnd. So ist es möglich, die Flugzeuge, welche von mehreren Piloten geflogen werden, ohne längere Wartezeiten einzusetzen.
Am Abend haben alle die Bekannte und die Kür geflogen. Die erste Unbekannte der Advanced liegt vor und kann am Freitag Morgen geflogen werden.
Freitag, 14. September:
Das Wetter ist makellos und am Vormittag geht die erste Unbekannte der Advanced und der zweite Durchgang der Bekannten für die Espoirs über die Bühne. Die Punktrichter müssen wegen des Sonnenstands die Position im Osten der Box besetzen, was bedeutet, dass sie bis zur Mittagspause am Rand der Kantonsstrasse mit einem frisch gemisteten Feld im Rücken sitzen müssen.
Nach dem, wie immer ausgezeichneten Mittagessen, geht es mit der zweiten Unbekannten der Advanced und der ersten Unbekannten der Espoirs weiter. Die Piloten der Espoirs hatten sich dafür ausgesprochen, zu Gunsten eines grösseren Lerneffekts auf eine Wiederholung ihrer Kür zu verzichten und dafür sich an drei Unbekannten zu versuchen.
Die zweite Unbekannte der Advanced erweist sich als ausgesprochene Knacknuss mit vielen negativen Figuren und einigen „High-Speed-Elementen“, die von allen Piloten höchste Konzentration erfordern.
Samstag, 15. September:
Letzter Tag und Endspurt. Für die Advanced gilt es die dritte Unbekannte zu meistern und als Dessert nach dem Mittag die „Free Unknown“.
Die Espoirs fliegt am Vormittag die zweite Unbekannte und am Nachmittag ein Programm, das die Piloten unter der Anleitung von Philippe gemeinsam selbst zusammengestellt haben.
Nach einigen Zwangspausen, die der doch recht rege Wochenendbetrieb auf dem Flugplatz Bex erzwingt, geht die Meisterschaft schliesslich kurz vor 1700 Uhr zu Ende. Beide Klassen konnten je sechs Programme fliegen und alle Teilnehmer sind voll des Lobs für den guten und insgesamt reibungslosen Ablauf der Meisterschaft.
Gegen 1830 Uhr ist es soweit: Die Auswertung ist abgeschlossen und die Platzierungen können verkündet werden.
In der Espoirs siegt der jüngste Teilnehmer, Jonas Langenegger von der SG Cumulus vor seinem Clubkameraden Steven Dünki und Daniela Nowak aus Bellechasse.
Georg Wilckens von der AFG Zürich sichert sich den Sieg in der Advanced, Manfred Echter, SAGA, folgt ihm mit knappem Abstand. Dritter der Advanced wird Martin Götz von der SG Winterthur.
Alle Ergebnisse im Detail.
Fazit:
Trotz erheblicher Anlaufschwierigkeiten wurde es eine ausgesprochen gelungene Meisterschaft. Die Freunde von der GVV Les Martinets haben sich selbst übertroffen mit ihrer Gastfreundschaft. Schlepppiloten und Helfer gaben ihr Bestes und am Ende konnte Jeder mit seinem Ergebnis und einer Reihe schöner Flüge mehr als zufrieden sein.
Grosses Lob haben sich die Punktrichter verdient, die mit einem neuartigen und ungewohnten System zurecht kommen mussten und dennoch sicher und zuverlässig die vielen Figuren bewerteten. Das „papierlose“ Bewertungssystem funktionierte ohne nennenswerte Probleme. Für einen solchen kleinen Wettbewerb ist es zweifellos brauchbar. Inwieweit es sich auch für grosse internationale Wettkämpfe eignet, ist derzeit mehr als zweifelhaft.
Hauptnachteil ist im Moment die fehlende Möglichkeit, Bemerkungen zu den Figurenbewertungen festzuhalten. Das ist aber unerlässlich, einmal als Kontrolle für den jeweiligen Wettbewerber und zum Anderen als Beweismittel für den Fall von Protesten. Diese gab es aber bei dieser Meisterschaft erfreulicherweise nicht.
Zugleich bot diese Meisterschaft Gelegenheit zu einer Bestandsaufnahme des Segelkunstflugs in der Schweiz:
Unlimited-Piloten gibt es derzeit jedenfalls nicht genug für eine gültige Meisterschaft. Hier zeichnet sich aber eine gewisse Besserung ab. Mindestens vier Piloten haben in diesem Jahr auf dem Swift begonnen, ernsthaft für die Unlimited zu trainieren und wenn der Eine oder Andere von den „Alten“ wieder mitmachen könnte, käme nicht nur wieder eine gültige Meisterschaft sondern auch ein Schweizer Unlimited Team zustande.
Die Advanced sollte keine Nachwuchssorgen haben, sofern es gelingt, die Piloten des diesjährigen Espoirs-Wettbewerbs zum Weitermachen zu motivieren. Hier kamen eine Reihe vielversprechende Talente zum Vorschein, die es zu fördern gilt.
M. Echter, 16.09.12
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